Multikulturelle Autonomie in Lateinamerika
Volume XX • Issue 4 • 2004
Multikulturelle Autonomie in Lateinamerika

Diese Ausgabe stellt sich der interessanten Herausforderung, das Thema »Multikulturelle Autonomie« aus den Blickwinkeln verschiedener Forschungsrichtungen zu beleuchten. So werden die juristischen, politologischen und ökonomischen Perspektiven der Autonomiedebatte in Lateinamerika betrachtet. In allen Beiträgen wird Fragen nach Autonomie und ethnisch legitimierter Selbstbestimmung nachgegangen.

 

Schwerpunktredaktion: Leo Gabriel, René Kuppe

Print ISSN: 0258-2384│Online ISSN: 2414-3197

 

 

 

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Inhalt dieser Ausgabe
Gabriel, Leo; Kuppe, René

Einleitung: Multikulturelle Autonomie in Lateinamerika

  • Abstract

Einleitung

Amry, René Paul

Das Recht auf kulturelle Identität als Schranke für das Strafrecht in Lateinamerika

Sprache: DEUTSCHSeiten: 8-24https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-20-4-8
  • Abstract

Die Eroberung Lateinamerikas durch Spanien führte zu einer Überlagerung der einheimischen Rechtskultur durch die europäisch geprägte Rechtsordnung. Verhaltensweisen, die in indigenen Kulturen erlaubt sind, sind für das staatliche Strafrecht strafbar. Der Artikel zeigt auf, wie das staatliche Recht seit der Unabhängigkeit mit diesem Widerspruch umgegangen ist und welche Faktoren auf die Strafrechtspolitik Einfl uss genommen haben. Abschließend wird gezeigt, dass der gegenwärtige Stand der Diskussion durch die Verfassungsreformen der 1990er Jahre obsolet geworden ist, und es werden neue Lösungsansätze diskutiert.

Gabriel, Leo

Multikulturelle Autonomie: Ein Paradigma für partizipative Demokratie in Lateinamerika

Sprache: DEUTSCHSeiten: 25-42https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-20-4-25
  • Abstract

Angesichts der durch die moderne Globalisierung hervorgerufenen Krise des Nationalstaats haben die Indiovölker Lateinamerikas in der Praxis ihres politischen Zusammenlebens verschiedene Formen von Autonomie entwickelt: Vom Territorium der Kunas in Panama über die Atlantikküste Nicaraguas bis zu den autonomen Munizipien der Zapatisten in Chiapas, Mexiko, und dem Projekt eines plurikulturellen und multiethnischen Staates bei den Indígenas von Ecuador reicht die breite Palette alternativer Gesellschaftsmodelle. Darin kündigt sich ein politischer Paradigmenwechsel an, wie es ihn seit dem Beginn der Neuzeit nicht mehr gegeben hat.

Kuppe, René

Diskurse zur Begründung multikultureller Autonomie in Lateinamerika

Sprache: DEUTSCHSeiten: 43-61https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-20-4-43
  • Abstract

Indigene Völker leiden unter drei Dimensionen an Unrechtserfahrungen: Sie sind Nachkommen der Opfer von Kolonialisierung, sie leiden unter politischer Benachteiligung und viele ihrer kulturellen Besonderheiten werden offiziell nicht anerkannt. Indigene Völker ringen heute um spezifi sche Rechte, durch welche diese Unrechtserfahrungen überwunden werden sollen.
Im Beitrag wird ausgeführt, wie die Anerkennung dieser Rechte in Konflikt gerät mit einigen Grundprämissen des modernen Verfassungsstaates: Der proklamierten Gleichheit aller Bürger, der Legitimierung des Staates durch das sogenannte Gemeinwohl und der Annahme des einheitlichen Staatsvolkes.

López y Rivas, Gilberto

Die Autonomie der Indiovölker in Mexiko

Sprache: DEUTSCHSeiten: 62-73https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-20-4-62
  • Abstract

Das koloniale Erbe hinterließ dem mexikanischen Nationalstaat eine zerstörerische Politik der Ausgrenzung, die nahezu alle indigenen Kulturen bis zu ihrer Wurzel zu zerstören und zu versteinern suchte. Im Gegensatz dazu schafft die Autonomie der Mayas und Zapatisten nicht nur einen Freiraum zur Bildung kultureller Identitäten, sondern auch die Möglichkeit innerhalb des Nationalstaates in Mexiko völlige neue, partizipativ-demokratische Strukturen aufzubauen.

Lessmann, Robert

Multikulturelle Autonomie und Nachhaltigkeit am Beispiel der "Gewerkschaften" der Kokabauern Boliviens

Sprache: DEUTSCHSeiten: 74-88https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-20-4-74
  • Abstract

In den 1970er und 1980er Jahren setzte eine Migration in die Tropen des Departments Cochabamba ein: Angestoßen vom Zusammenbruch des Bergbaus und der Krise der Landwirtschaft im bolivianischen Hochland und angezogen von der Attraktivität des Kokaanbaus für die illegale Kokainwirtschaft. Dabei entstand ein komplexes und dynamisches multikulturelles Universum, mit starken andinen Prägungen im tropischen Kontext. Im Widerstand gegen die Politik der Kokavernichtung wuchs die Sindicato-Bewegung der Bauern zu einer Fundamentalopposition von nationaler Dimension heran. Aus lokalen Selbstorganisationen mit De-facto-Autonomie entwickelte sich eine politisierte Autonomie des Widerstands. In Konfrontation zu dieser mündeten die Politiken der Kokavernichtung und der Alternativen Entwicklung in ein Nachhaltigkeitsdesaster.

Schabus, Nicole

Freihandelsabkommen bedrohen indigene Rechte. Indigene Autonomie in den Amerikas oder Freihandel mit indigenen Rechten

Sprache: DEUTSCHSeiten: 89-102https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-20-4-89
  • Abstract

Während indigene Völker im letzten Jahrzehnt die Anerkennung ihrer Rechte in den neuen Verfassungen Lateinamerikas weitgehend erreichten, verstärkten internationale Handelsorganisationen und multinationale Konzerne ihre Zugriffsrechte auf natürliche Ressourcen weiter. Indigene Nationen sind daher nicht nur mit der Umsetzung ihrer verfassungsrechtlich anerkannten Rechte beschäftigt, sondern müssen sich der noch größeren Herausforderung der Bedrohung durch internationale Freihandelsabkommen stellen. Während Nationalstaaten immer mehr ihrer Souveränität über Ressourcen abtreten, suchen indigene Gruppen nach Wegen, die Anerkennung ihrer Rechte vor internationalen Handelstribunalen zu erwirken. In letzter Instanz können indigene Völker als einige der wenigen Nationen die Legitimation von Freihandelsabkommen in Frage stellen.

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