Bildung ist als Entwicklungsziel und -instrument unumstritten, ihre strategisch wichtige Rolle wird immer wieder hervorgehoben. In diesem Sinne hat Bildung auch in alle internationalen Rahmenvereinbarungen, allen voran die Millenniumsziele, Eingang gefunden. Im globalen Diskurs um Armutsbekämpfung, Entwicklung und Bildung wird allerdings angenommen, dass Bildung gewissermaßen automatisch zu Armutsreduktion, Verbesserung der Lebenssituation und somit Entwicklung beitrage. Ob dieser Automatismus tatsächlich haltbar ist, von welchem Bildungsverständnis die verschiedenen globalen Bildungsinitiativen ausgehen und welche Rolle alternative Ansätze einerseits sowie die zunehmende weltweite Kommerzialisierung von Bildung andererseits spielen, wird im vorliegenden Artikel behandelt.
Der Artikel behandelt die Auswirkungen des Neoliberalismus auf Chancengleichheit in der Bildung, insbesondere in Afrika. Er zeigt, dass sogar ein like-minded donor wie Norwegen sich Mitte der 1980er Jahre der Politik der Weltbank angeschlossen hat, sodass von einer Worldbankification der norwegischen Entwicklungszusammenarbeit gesprochen werden kann. Eine Diskussion darüber, welche Art von Bildung nötig wäre, findet nicht mehr statt. Es wird angenommen, dass die in der Kolonialzeit etablierte und von den Geberländern geförderte Bildung für Entwicklungsländer gut genug ist. Aber inwieweit können Kinder in Afrika lernen, wenn der Unterricht in einer Sprache abgehalten wird, die nicht einmal das Lehrpersonal wirklich beherrscht? Welche Möglichkeiten haben alternative Bildungskonzepte, in dieser neoliberalen Umgebung zu bestehen? Wie können in einer solchen Situation lernerzentrierte, dialogische Unterrichtsmethoden umgesetzt werden?
The commodification of education is a process within a general set of contemporary movements in the terrain of the social. In terms of policy discourse, this is not simply a technical change in the modes of delivery of education but a social and cultural change in what education is, what it means, and what it means to be educated. Within such a policy context, the fundamental principle of capitalism is expanding rapidly and sectorally across many parts of the world. Privatisation is seen as the solution to the problems and failings of public education. Education is treated as a commodity. By fetishising commodities, the primacy of human relationships in the production of value is denied. Beliefs and values are no longer important. It is output that counts. Using Chinas experience as an example, this article interrogates the process of commodification of education. It argues that the management of the delivery of educational services that displaces beliefs and values is particularly detrimental to social development in developing countries.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Umgestaltung des venezolanischen Bildungssystems. Während Schulbildung, und vor allem höhere Bildung, auf globaler Ebene zunehmend privatisiert werden bzw. stetig steigende Gebühren mit sich bringen, wurde in der unter Präsident Chávez 1999 in einer Volksabstimmung angenommenen neuen venezolanischen Verfassung das Recht aller auf eine kostenlose Schul- und Hochschulbildung verankert und der Staat verpflichtet ein Bildungssystem aufzubauen, das nicht privatisiert werden darf. Seit 2003 wurden diverse Misiones genannte massive Bildungsprogramme in die Wege geleitet, mit denen fast 1,5 Millionen Menschen alphabetisiert wurden und Hunderttausende die Möglichkeit erhalten Schulabschlüsse nachzuholen. Zusätzlich wurde ein neues Universitätssystem eingeführt. Neben einer drastischen Ausweitung des Bildungssystems werden aber auch alternative Lernmodelle und Inhalte sowie Formen der Demokratisierung der Bildungsstrukturen diskutiert und eingeführt.
Viele Bildungssysteme in Entwicklungsländern sind auch heute noch durch die negativen Auswirkungen des Kolonialismus geprägt. Fest verwurzelte Ungleichheiten und sozioökonomische Disparitäten führen immer wieder zu Krisen in den postkolonialen Bildungssystemen und reproduzieren bestehende gesellschaftliche Verhältnisse. In weiterer Folge wird auch die globale Arbeitsteilung weiter tradiert: Die Bevölkerungen der so genannten Entwicklungsländer stellen dabei ein Reservoir an billigen und niedrig qualifizierten Arbeitskräften dar. Vor diesem Hintergrund betrachtet der vorliegende Artikel das kubanische Bildungsmodell sowie dessen gegenwärtige Reformen als einen alternativen Weg, Bildung und ihre Rolle in der nationalen wie globalen Entwicklung zu konzeptionieren. Alternativen wie das kubanische Modell warden angesichts der globalen neoliberalen Hegemonie immer wichtiger, um zu zeigen, dass auch ärmere Länder Visionen von qualitativ hochwertiger Bildung verwirklichen können.