Schwerpunktredaktion: Dieter Plehwe
Print ISSN: 0258-2384│Online ISSN: 2414-3197
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Think-Tanks und Entwicklung: Bessere Integration von Wissenschaft und Gesellschaft?
- Abstract
Vor dem Hintergrund aktueller Initiativen zur Förderung von entwicklungspolitischen Think-Tanks in ausgewählten Ländern des Südens stellt der Aufsatz die Diskurskoalitionstheorie als vielversprechenden Rahmen zur Erforschung von Think-Tank-Netzwerken vor. Zu diesem Zweck werden neuere Beiträge der historischen Wissenschaftsforschung und der noch jungen Think-Tank-Forschung rekapituliert. In Anbetracht ungleicher Entwicklungen von weltanschaulichen und thematischen Think-TankNetzwerken in der Entwicklungszusammenarbeit erweist sich die wohlwollende Beschreibung der gegenwärtigen Reorganisation von Forschung und Beratung als verbesserte Integration von Wissenschaft und Gesellschaft als unzutreffend bzw. unzureichend. Globale Think-Tank-Netzwerke bieten eine ergiebige Empirie zur Erforschung von transnationalen Diskursgemeinschaften und -koalitionen, die systematischer erschlossen werden muss.
Das Global Development Network (GDN): Ein globales Entwicklungsnetzwerk? Eine quantitative Annäherung
- Abstract
Eigenen Vorgaben zufolge versucht das Global Development Network (GDN) wissenschaftliche Forschung im globalen Süden zu unterstützen. In diesem Beitrag werden die umfangreichen Datenbanken des GDN, die so genannte Knowledge Base, im Hinblick auf die geografische und auch fachliche Verteilung von ForscherInnen, Organisationen und Publikationen untersucht, um die wichtigsten Konturen der Struktur des Netzwerkes darzustellen. Das Resultat macht deutlich, dass das GDN seine eigenen Ziele bislang klar verfehlt hat, insofern strukturelle Ungleichgewichte den Norden klar gegenüber dem Süden begünstigen.
Grenzen des Einflusses transnationaler Politiknetzwerke: Die Offenheit der Bretton-Woods-Zwillinge für Advocacy-Nichtregierungsorganisationen
- Abstract
Die Führungsrolle der Weltbank in der internationalen Entwicklungsdiskussion beruht seit langem auch auf ihrer Fähigkeit, globale Netzwerke zu weben und damit die Ressourcen vieler AkteurInnen zur Durchsetzung ihrer Entwicklungsstrategien zu bündeln. Gleichzeitig verwandelt diese Führungsrolle die Weltbank in das bevorzugte Angriffsziel transnationaler Netzwerke, die über die Beeinflussung der Weltbank ihre Anliegen nachhaltig in die internationale Entwicklungsagenda einzubringen suchen. Im Brennpunkt des vorliegenden Beitrags stehen die Bemühungen transnationaler Advocacy-Nichtregierungsorganisationen zur Verankerung ihrer Anliegen in den Statuten und Strukturen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds. Anhand eines Vergleichs der An- und Einbindung von externen AkteurInnen werden die Voraussetzungen für die Einbringung von Interessen in diesen globalen Institutionen herausgearbeitet.
Politisierung der Weltbank am Beispiel des Bergbausektors
- Abstract
Sowohl die Weltbank als auch zahlreiche große Bergbauunternehmen reagierten auf den Druck einer globalen Protestbewegung seit den 1980er Jahren mit teils so weitgehenden industriellen und programmatischen Maßnahmen, dass von einem erfolgreichen Politisierungsprozess gesprochen werden kann. Sieht man indessen auf die hierdurch erzielten, einer nachhaltigen Entwicklung dienenden realen institutionellen Effekte in diesem Bereich im Sinne von outcome und impact, dann relativiert sich der Politisierungserfolg erheblich.